Handwerkskasten für Schauspieler

von Torsten Wahl

Einige prominente Kunden möchte ich nicht nennen. Ein paar, meist ältere Schauspieler wollen ihre Besuche bei mir lieber für sich behalten. Die meisten aber haben kein Problem damit: Anneke Kim Sarnau, Hans Werner Meyer, Marie Zielcke, Steffen Groth oder Bernadette Heerwagen erzählen auch öffentlich, dass sie sich von mir coachen lassen. Es gibt im Deutschen kein besseres Wort für meine Arbeit. Ich bin ja kein Lehrer, auch kein Trainer, sondern mache Angebote, den Beruf bewusster auszuüben.

Angefangen hatte ich mit dem Coaching am Theater. Ich war nach dem Studium an der Otto-Falckenberg-Schule einige Jahre lang als Schauspieler an verschiedenen Theatern engagiert, habe in Fernsehfilmen mitgespielt und seit 1993 hauptsächlich Regie am Theater geführt. Immer häufiger baten mich Schauspieler, sie auf Dreharbeiten oder Castings vorzubereiten.

In diesem Frühjahr bin ich von München nach Berlin umgezogen und habe ein Studio im Prenzlauer Berg eröffnet. Berlin ist einfach die spannendere Stadt – und hier leben viel mehr Schauspieler als in München. Ich habe inzwischen so viele Anfragen, dass ich viele absagen muss. Der Bedarf an Filmcoaching wächst rasant.

Zu mir kommen viele Schauspieler, die gut im Geschäft sind, aber nach fünf oder zehn Jahren Arbeit die Gefahr spüren, dass sie sich nicht weiter entwickeln. Am Set herrscht meist viel Routine und Stress – neue Impulse kommen da kaum.

Meist bereite ich mit den Schauspielern ihre nächste Filmrolle vor. Dem Regisseur komme ich dabei nicht ins Gehege, denn er hat in den Gesprächen mit den Schauspielern ja zuvor den Rahmen für die Figur vorgegeben. Die meisten sind dankbar für gut vorbereitete Darsteller, die nicht einfach nur ihren Text gelernt haben, sondern sich intensiv mit ihrer Rolle befasst haben. Außerdem coache ich auch Regisseure, bereite mit ihnen Drearbeiten vor und spreche über die Hauptfiguren und die Arbeit mit den Schauspielern.

Neben den Einzelgesprächen gebe ich Wochenendseminare. Da arbeite ich mit zwölf Schauspielern, mit denen ich schon länger zu tun habe, an Themen wie Drehstress oder der Kommunikation zwischen Regisseur und Schauspieler. Außerdem werde ich von Filmfirmen an den Set geholt, zum Beispiel, wenn es zeitlich eng wird und der Regisseur nicht genug Zeit hat, sich um alle Schauspieler zu kümmern.

Ich biete keine spezielle Methode an, sondern den gesamten Handwerkskasten für Schauspiel. Ich habe neben meiner Arbeit als Schauspieler und Regisseur viele Erfahrungen in Seminaren und Workshops gesammelt und kenne viele geläufige Techniken, ob nun Körperarbeit nach Cechov, die klassische Stanislawski-Arbeit oder „Method Acting“. Für eigene Auftritte habe ich kaum noch Zeit. Aber neulich habe ich in einem Kurzfilm von einem Schüler mitgespielt.

Aufgeschrieben von Torsten Wahl.